Bericht Männer beim Masturbationscoaching

Dieses Thema im Forum "DE - Clubs & Wohnungen & Laufhäuser" wurde erstellt von spritzundgo, 14. Februar 2015.

  1. spritzundgo

    spritzundgo Guest

    „Ich war eine der fleißigsten Schreiberinnen und Schwanzlutscherin“, begrüßt mich auf ihre so schön direkte Art Ariane, eine allseits hochgeschätzte Berliner Escortlady außer Dienst, neben der ich im feudalen Kaminzimmer des Literaturhauses in der Fasanenstraße platznehme. „Was ist mit der Liebe“, fragt sie mich, „oder kommst du vor lauter Wichsen wieder nicht dazu?“ Also mit dieser Sitznachbarin ist der Abend in Punkto Unterhaltsamkeit schon mal gerettet, komme was da wolle.

    Was uns dann da im hoffnungslos überfüllten und mindestens ebenso hoffnungslos überhitzten schnieken Saal von der Moderatorin und Mitautorin des Buches „Sexworker“ Silke Maschinger präsentiert wird, eine Melange aus Lesung und Talkshow, ist so unverkrampft wie intelligent, so horizonterweiternd wie empathisch. Sie wollte schon immer gerne mit anderen über Sexualität ins Gespräch kommen, schildert sie ihr Motiv für das Buch, aber sie wollte sich eben nicht gleich dafür ausziehen. Sexualität, auch die käufliche, sei nämlich sehr viel komplexer als es die in den Medien verbreiteten Vorurteile der Öffentlichkeit weißmachen wollten.

    Dreiunddreißig Sexworker habe man dazu zwei Stunden interviewt, sich danach ein Urteil zu bilden erlaubt und sie auf recht individuelle Art porträtiert. Der Begriff Sexworker ist dabei sehr weit gefasst („ist ein applizierter Orgasmus mit der Hand Tantra oder Prostitution?“). Einen tun die Sexladeninhaberin, die Korsettmacherin, die erotische Masseurin, die Pornoproduzentin, die Domina, die Sexualbegleiterin, die Sklavin und die Sextoyherstellerin lediglich ihr Geschlecht. Ein bisschen schade, dass die Lesung mit dem schwächsten Text des ganzen Abends beginnt, die vom engagierten Hydra-Vorstandsmitglied Karolina Leppert erzählt, die nach einer ziemlich klassischen Karriere ihrer Generation mit fünfzig Jahren den Entschluss fasst, Hure werden zu wollen. Sie geht zu dem Verein, dem sie heute vorsteht, der Prostituiertenorganisation Hydra, um sich Einstiegstipps zu holen, erntet aber stattdessen nur die Empfehlung mal besser eine Therapie zu beginnen.

    Die Co-Autorin Tanja Steinlechner schlägt als nächste die Buchseiten auf, um ihren Text über die erotische Berliner Masseurin Anna Felicis vorzulesen. Den Staffelstab überreicht ihre Kollegin charmant und im völlig unverkrampften Smalltalk, von dem sich so manche selbstverliebte, hochbezahlte Fernsehfaslerin mal was abschauen sollte. Anna Felicis sitzt in der ersten Reihe und hört nun ihrer eigenen Porträtierung zu. „Ich wusste gleich bei meinem ersten Kunden, dass ich es kann.“ Ihr typischer Gast sei zwischen vierzig und sechzig. Und verheiratet. Sie trinkt mit ihm zunächst gemeinsam eine Tasse Tee und versucht eine Verbindung, ja Vertrauen aufzubauen, sodass der Gast seine ihn schützende Alltagsmaskerade abzulegen traut. Wenn sie ihn dann frisch geduscht unter sich zu liegen hat, spiegle sie seine Seele, berühre und sei berührbar. Und obwohl sie keinen Geschlechtsverkehr anbiete, seien die Männer im wahrsten Sinne des Wortes danach berührt.

    In eine handgreifliche Auseinandersetzung mit der großgewachsenen, robusten Physiotherapeutin Marlen, eine Art Mannweib für geknechtete Hausmänner, die in ihrer devoten Rolle schon so aufgehen, dass sie sie nicht mal außerhäuslich ablegen können, möchte ich mal nicht geraten. Sie stellt sich vielleicht eine Idee zu selbstbewusst den Fragen der Moderatorin. Mit Kajalstift aufgemalten Augenbrauen, die seit dem Fernsehauftritt der Ex-Pegida-Chefin in einen berechtigt zweifelhaften Ruf kamen. Marlen bietet ebenfalls Massagen an, wobei sie Tantra mit Dominanz verbindet. Sie spezialisierte sich auf japanische Fesselkunst. „Seile sind sinnlich“, meint sie, „im gefesselten Zustand sind Personen empfänglicher.“ Als gelernte Physiotherapeutin mit drei Patienten pro Stunde war sie nie schnell ausgepowert, erst als sexuelle Dienstleisterin wäre sie glücklich. Das könnte natürlich auch daran liegen, dass man wesentlich mehr Geld damit verdient.

    Dass die unscheinbare Marie tatsächlich Aktmodell und studierte Performance-Künstlerin ist, strahlt sie nicht aus. Die völlig verkopfte Art sich mit Sexualität zu beschäftigen hingegen schon. „Die Erotik ist eine innere Erfahrung, sie führt zu nichts“, analysiert sie und beschreibt ihre jüngste Performance, bei der sie sich absichtsvoll Schmerzen zugefügt hätte. Das ist womöglich Kunst, aber ist es Sex?

    Nicht minder reflektiert interpretiert Mara Morgen ihre Berufsausübung, die sie etwas hochgestochen als sexological bodywork bezeichnet. Sie ist heute im Hochlohnbereich als Sub Escort, eine Art Sklavin für große Scheine, tätig, fing aber mal, wovon sie geradezu köstlich offenherzig spricht, als Hobbyhure an, die sich ständig mit anderen fremden Männern für sehr wenig Geld traf. So ganz klar wie ihre Methode der „Körperarbeit“ genau funktioniert verstand ich nicht, aufhorchen ließ mich dann allerdings ihr exklusives Angebot eines Masturbationscoachings. Welchem Mann muss denn sowas beigebracht werden? Das erinnert mich stark an ein Angebot, von dem ich gestern in einer Esoterikzeitschrift las, wo eine Psychotherapeutin eine sexuelle Schnellheilung bei zwanghafter Selbstbefriedigung versprach. Ich schlage vor, man wechselt immer zwischen diesen beiden Therapeutinnen. Erst lässt man’s beibringen und danach wieder abgewöhnen.

    Der launige und zu keinem Zeitpunkt langweilige Abend am nicht brennenden Kamin, sonst wäre es ja noch wärmer geworden als es ohnehin schon war, endet mit einer Frage nach den jüngsten politischen Entscheidungen, die allen Sexarbeiterinnen eine Kondom- und Beratungspflicht auferlegen. Natürlich sitzen hier Vertreterinnen der Branche, die sich beleidigt fühlen, wenn man sie darüber maßregeln will wie sie ihren Job auszuüben haben. Aber diese kluge, übe ihr Handeln reflektierenden Frauen sind die Ausnahmen der Branche, die der Gesetzgeber mit seinen besten Absichten überhaupt nicht im Sinn hatte. „Ick fick Männer“, so klingt es mir beim Rausgehen noch in den Ohren, „weil ick det geil find.“ Da fällt mir beim besten Willen kein Gegenargument ein.

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    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 4. Mai 2015
    G. Geilowitsch gefällt das.
  2. spritzundgo

    spritzundgo Guest

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